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Fotografie einer Mondfinsternis – die komplette Anleitung

Fotografie einer Mondfinsternis

Am 10. Januar 2020 findet wieder eine Mondfinsternis statt, was für Fotografen eine seltene und vielversprechende Möglichkeit ist, sich einem einzigartigen Motiv auszuprobieren. Besonders beliebt sind nicht nur Fotos, sondern auch Zeitrafferaufnahmen von Mondfinsternissen. Doch diese Art der Fotografie ist gar nicht so leicht und auch die Einbindung der Umgebung in das einzigartige Licht einer Mondfinsternis stellt Fotografen beispielsweise oft vor Herausforderungen.

Damit die Foto-Session zum Erfolg wird und man nicht mit verwackelten Bildern bis zum nächsten Termin warten muss, verraten wir Ihnen, wie man sie richtig fotografiert, welches Zubehör man benötigt und worauf man achten sollte. So machen Sie bei der nächsten Mondfinsternis Ihre schönsten Bilder. Wichtig sind etwa die Wahl der richtigen ISO-Werte, Belichtungszeit, des Zubehörs wie Stativ, Astroklar Nachtlicht-Filter & Fernauslöser. Aber beginnen wir noch einmal mit den Grundlagen.

Was ist eine Mondfinsternis und welche Finsternis findet statt?

Am 10. Januar 2020 findet eine sogenannte Halbschattenmondfinsternis statt, was bedeutet, dass die Erde zwischen Sonne und Mond lokalisiert ist. Dabei fällt der Schatten der Erde, die von der Sonne angestrahlt wird, auf den Mond. Bei einer Halbschattenfinsternis ergeben Sonne, Erde und Mond jedoch keine gerade Linie. Der Mond schiebt sich auf seiner Mondbahn also nur in den äußeren Schatten der Erde und wird weiterhin von der Sonne angestrahlt.

Dass wir den Mond bei einer vollen Mondfinsternis überhaupt noch mit bloßem Auge sehen, liegt daran, dass er noch Restlicht reflektiert, das aus anderen Bereichen des Universums auf ihn scheint.

Anders als die Sonne bei einer Sonnenfinsternis, verdunkelt sich die uns zugewandte Seite des Mondes also nie vollständig. Sobald er in den Erdschatten eintritt, leuchtet er häufig in einer fahlen bzw. kupferroten Färbung, weshalb man dann auch von einem Blutmond spricht. Bei einem Blutmond wird das Sonnenlicht in der Erdatmosphäre gebrochen und fällt rötlich leuchtend als Schatten auf den Mond.

Tipps zum Fotografieren der Mondfinsternis

Nachfolgend listen wir die wichtigsten Foto-Tipps und richtigen Einstellungen auf, die Sie für die schönsten Fotos von Mondfinsternissen brauchen. Einige dieser Tipps eignen sich auch für normale Mondfotografie. Doch gibt es besondere Herausforderungen, die man während einer Finsternis meistern muss.

  • Suchen Sie sich einen möglichst dunklen Beobachtungsort mit guter Sicht, wegen der Lichtverschmutzung sollte er fernab von Großstädten liegen
  • Da der Mond etwa 10 bis 20 Grad über dem Horizont stehen wird, sollten Sie eine möglichst freie Sicht in Richtung Süden und Osten haben
  • Skyline, Bergrücken und Baumwipfel im Bild können Bilder aufwerten, sind aber vor allem für fortgeschrittene Fotografen empfehlenswert

Auch sollten Sie folgende Dinge im Auge behalten:

  • Wettervorhersage – ein paar Wolken können Akzente setzen und Stimmung erzeugen, eine geschlossene Wolkendecke macht Bilder aber unmöglich
  • Je nach Phase der Mondfinsternis sind verschiedene Belichtungszeiten und Objektive empfehlenswert. Ein Vollmond ist aufgrund der Lichtmenge außerdem eine besondere Herausforderung
  • Behalten Sie die Zeiten für Mondauf- und -untergang im Kopf
  • Behalten Sie dieselben Zeiten auch für die Sonne im Kopf – der rötliche Himmel nach Sonnenuntergang erzeugt gute Fotos mit einer besonderen Stimmung
  • Die online abrufbaren Zeiten für den Auf- und -Untergang von Sonne und Mond beziehen sich auf einen geraden Horizont. Fotografieren Sie im Gebirge, verschieben sich die Zeiten also

Equipment-Check:

  1. Solides Stativ für wackelfreie Langzeitbelichtung. Um das dunkle Mondlicht einzufangen, wird schon bei normaler Mondfotografie mit mehreren Sekunden Belichtungszeit gearbeitet. Bei einer Mondfinsternis verlängert sich diese. Trotzdem sollte man die Belichtungszeit so kurz wie möglich halten, da der Mond sich relativ zur Erde bewegt und sich das ab einer Belichtungszeit von einer Sekunde durch Bewegungsunschärfe bemerkbar macht
  2. Für erschütterungsfreie Aufnahmen eignen sich die Funk- und Kabelfernauslöser von Rollei. Sie garantieren wackelfreies Auslösen.
  3. Astroklar Nachtlicht-Filter gegen Lichtverschmutzung durch künstliche Lichtquellen, die bei Nachthimmel- und Astrofotografie für Gelbstiche sorgen
  4. Neutralgraufilter (ND) reduzieren die einfallende Lichtmenge (Achtung: Belichtungszeit verlängert sich stark), aber verfälschen die Farbe des Mondes nicht. Beim Fotografieren ohne ND kann es sein, dass der Mond weiß und kontrastlos wird. Durch leichte Graufilter kann man den Kontrast der Mondoberfläche besser herausarbeiten, da die Kamera mehr Bildinformation zur Verfügung hat
  5. Für die Entfernung zum Mond werden lange Brennweiten benötigt. Ein 70-300 Millimeter Teleobjektiv (Vollformat eher 500mm) ist eine gute Orientierung, wobei es natürlich mehr sein darf. Auch ein Extender kann zum Einsatz kommen. Die Wahl der Brennweite hängt stark davon ab, ob man Mondbilder mit Bezug zur Umgebung erstellen möchte, oder Superzoom-Bilder der Mondoberfläche in der Finsternis, ohne Gebäude oder Landschaften als Teil des Bildes
  6. Kamera: Man kann prinzipiell mit allen Kameras fotografieren. Für optimale Bilder ist es allerdings wichtig, dass man eine vollmanuelle Einstellung vornehmen kann. Hochwertigere Kompaktkameras mit großem Zoombereich sind gut geeignet, sowie Kameras mit Wechseloptik (DSLR/DSLM) wie System- und Spiegelreflexkameras mit Teleobjektiv. Bei Vollformatsensor benötigen Sie 500mm Teleobjektive, für APS-C Kameras reichen in der Regel 300mm Teleobjektive aus

Allgemeine Tipps:

  • Am besten im RAW-Format aufnehmen, um mit Belichtungsserien und Stacking (übereinandergelegte Bilder) Rauschreduktion zu erzielen. Am besten 40 Aufnahmen aufeinanderfolgend belichten und dann eine Einzelbelichtung vornehmen. Die 40 Aufnahmen mit AviStack2 o.ä. übereinander legen und mit Funktionen wie dem Mexican Hit Filter von Giotto schärfen, um anschließend den Tonwertverlauf in Photoshop einzustellen.
  • Belichtungsreihen eignen sich auch deshalb, da Mondhelligkeit und Phasen variieren und von der Klarheit der Atmosphäre und der Höhe des Mondes über dem Horizont abhängen. Außerdem wird, wie bereits erwähnt, das Bildrauschen reduziert, indem man die hintereinander angefertigten Bildserien stackt, denn Bildrauschen ist eine statische Erscheinung
  • ISO-Automatik deaktivieren, um ISO-Werte manuell anpassen zu können. Bei einem zu hohen ISO-Wert ist das Bildrauschen zu stark. Mondfotografie erfordert ISO-Werte zwischen 100 und 200 und Blenden bei f/8.
  • Manuell über Live-View zoomen und fokussieren, der Autofokus muss danach abgeschaltet werden. Im Live-View können Sie die Belichtung über die Verschlusszeit einstellen. Den Mond scharf stellen und beim Verändern der Verschlusszeit beobachten, wie hell der Mond abgelichtet wird. Belichtungszeit so wählen, dass die Kontur des Mondes erkennbar ist. Die automatische Belichtungsmessung versagt häufig, da der Großteil des Bildes schwarz ist. Kameras mit Spot-Belichtungsmessung bieten den Vorteil, dass man die Belichtung auf Basis der Helligkeit im aktiven Fokusfeld berechnen kann. Den Mond also mittig platzieren, Blende wählen, Belichtung messen und dann im „M“-Modus übernehmen
  • VR/IS Stabilisierung abschalten, da mit Stativ fotografiert wird
  • Objektiv 1-2 Drittelstufen abblenden, für optimale Schärfe (auch bei Zeitraffern, was man bei der Nachbearbeitung der RAW-Datei mit LRTimelapse deflickern kann)
  • Spiegelvorauslösung oder Selbstauslöser verwenden (Vorlaufzeit 1 bis 2 Sekunden) um Verwackeln zu verhindern
  • Ein Vollmond garantiert eine optimale Größe und stets beeindruckendere Aufnahmen
  • Wählen Sie einen Ort mit Platz zum Bewegen. Denn wenn man keinen Plan oder Planungsfehler gemacht hat, muss man sich möglicherweise schnell ein paar Meter bewegen, um den optimalen Bildausschnitt zu bekommen
  • Wählen Sie ein Gebäude, Baum oder Objekt, das groß ist, um es neben dem Mond zu fotografieren. Beim Vergleich können Sie sich die Größe des Mondes vorstellen
  • Bei Teleobjektiven mit Brennweiten ab 200mm bis 300mm sollte man vor allem bei Beginn und Ende der Totalität fotografieren, weil der Kernschatten zum Rand heller ist und so die Belichtungszeiten reduziert werden können
  • Während der Totalität können Autofokus-Sensoren kaum fokussieren. Deshalb am besten vorher fokussieren und dann am Objektiv auf manuelle Fokussierung umstellen

Beispiel für das Fotografieren des Vollmondes:

Um den Vollmond hinter der Caravaca de la Cruz in Murcia (Spanien) optimal in Szene zu setzen, hat der Fotograf Antonio Carrillo im Vorhinein die Location und die Bildkomposition genau geplant. Das Ergebnis ist ein spannendes Bild, in dem der Mond in die Umgebung miteinbezogen ist.

Mondfinsternis fotografieren

Mondfinsternis Caravaca de la Cruz

Häufige Probleme beim Fotografieren:

Der verfinsterte Mond kann nicht fokussiert werden Die Fokussierung sollte möglichst vor Beginn der Verfinsterung vorgenommen werden. In der Regel sollte der Autofokus gute Ergebnisse liefern. Nach erfolgreicher Fokussierung den Autofokus (AF) ausschalten und danach den Fokus nicht mehr verändern!
Bild zu dunkel Es kann helfen, die Blendenzahl zu verringern, je nach Objektiv 2.8 bis 5.6. Auch die Belichtungszeit kann verlängert werden. ISO-Zahl erhöhen (je höher die ISO-Zahl, desto mehr Rauschen)
Bild zu hell Die Belichtungsautomatik der Kamera wird vermutlich ein zu helles Bild erstellen. Abhilfe schafft die manuelle Belichtung. Jegliche Belichtungsautomatiken sollten ausgeschaltet werden, auch die ISO-Automatik.
Sehr starkes Bildrauschen Mit Belichtungsserien arbeiten (50 oder mehr), später mittels Stacking. So kann Rauschen reduziert werden, da es ein statisches Phänomen ist. Es kann auch helfen, die ISO-Zahl zu verringern und die Belichtungszeit zu erhöhen.
Bild unscharf Hier muss nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen werden. Ist der Fokus korrekt eingestellt und AF deaktiviert worden, liegt das Problem bei einer zu langen Belichtungszeit. Der Mond wandert, das Bild verwischt. Dann muss mit einer kürzeren Belichtungszeit gearbeitet werden, während ISO erhöht wird. Steht das Stativ sicher genug? Auch eine Windböhe kann für ein Verwackeln ausreichen. Um wackelfreies Auslösen sicherzustellen, sollten Sie mit Kabelauslöser, Selbstauslöser und bei DSLR mit Spiegelvorauslösung arbeiten.

Um den Helligkeitsabfall während des Eintritts in den Halbschatten zu dokumentieren, sollte man den Mond alle paar Minuten fotografieren. Nun stellt man fest, dass bei gleicher Belichtungszeit die Helligkeit abnimmt (Histogramm), sodass man bei fortschreitender Finsternis die Belichtungszeit anpassen kann. Vor allem kurz vor der Kernschattenphase treffen am Rand nur noch wenige Prozent Sonnenlicht auf den Mond, der sich verdunkelt, bevor er zum Blutmond wird. Das äußert sich auf den Bildern stärker als es bei der Wahrnehmung mit dem eigenen Auge der Fall ist.

Möchten Sie die partielle Phase fotografieren, ohne dass die Bereiche im Kernschatten auf dem Bild sichtbar sind, könnte die Belichtungszeit bei Blende 5,6 und ISO 400 etwa 1/250 bis 1/10 Sekunde betragen, damit die Bereiche des Mondes am Kernschattenrand deutlich werden. Auch hier helfen Belichtungsreihe und Stacking, um den optimalen Mittelwert zu finden. Soll der Mond im Kernschatten deutlich abgebildet werden, gelten die gleichen Belichtungszeiten wie für die Totalität.

Maximal mögliche Belichtungszeit bei Vollformat und Mondfinsternis

Brennweite Max. Belichtungszeit
28 mm Brennweite 25 Sekunden
50 mm Brennweite 10 Sekunden
100 mm Brennweite 5 Sekunden
300 mm Brennweite 1,5 Sekunden
500 mm Brennweite Ca. 0,7 Sekunden / 1 Sekunde bei großem Abstand vom Himmelsäquator

Diese Werte wurden experimentell ermittelt und haben keine mathematische Grundlage.

Quelle: https://eclipse.astronomie.info/lunar/foto/

Mondfinsternis in Deutschland bis 2025

Datum Zeit Art der Mondfinsternis
10.01.2020

20:10 Uhr
(MESZ)

Halbschattenfinsternis
28.10.2023

21:14 Uhr
(MESZ)

Partielle Mondfinsternis – Kompletter Verlauf der Mondfinsternis sichtbar
18.09.2024

04:44 Uhr
(MESZ)

Partielle Mondfinsternis – Kompletter Verlauf der Mondfinsternis sichtbar
14.03.2025

07:58 Uhr
(MESZ)

Totale Mondfinsternis – Komplett verdunkelter Aufgang
07.09.2025

20:11 Uhr (MESZ)

Totale Mondfinsternis – Komplett verdunkelter Aufgang

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